Konzert 12.11.2017

12.11.2017

Großartiges Konzert der Kantorei

Ein kleines Bedauern bleibt zurück, darüber, dass das große Jahreskonzert der Kantorei der Calvin-Kirche nicht im Advent stattfinden konnte. Das war doch stets für viele Musikfreunde der Region die einzig wahre „Tankstelle für unverfälschte Weihnachtsfreude“. (Dafür gibt’s aber am zweiten Weihnachtstag ein instrumental unterstütztes Weihnachtsliedersingen.)

In der, wie gewohnt, vollbesetzten Johannes-Calvin-Kirche herrschte wieder einmal respektvolles Staunen darüber, wie es der charismatischen Chorerzieherin und Dirigentin Claudia Schwabe gelingt, ihren durchaus in die Jahre gekommenen Chor immer aufs Neue zu überaus an-spruchsvollen Konzertprogrammen zu motivieren.

Eine schöne Aufgabe für den gut vorbereiteten Chor, der stets sauber intoniert und artikuliert, war Franz Schuberts Messe in G-Dur, in der sich auch das junge Solistentrio Esther Sieber (Sopran), Hang Su (Tenor) und Michael Roman (Bass) vor allem im „Benedictus“ profilierte.

Die Choralkantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ des erst 19jährigen Felix Mendels-sohn Bartholdy verwendet (außer der titelgebenden ersten) vier Strophen des Bach-Chorals, lässt auf einen homophonen Chorsatz einen polyphonen folgen und vertraut die dritte Strophe „Er kennt die rechten Freudenstunden“ dem Solosopran und einem Streichquartett an. Die Kantate endet mit dem bekenntnishaften Schlussvers „Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht“.

Mehr als ein instrumentales Intermezzo war das d-Moll-Konzert für zwei Violinen von Johann Sebastian Bach, das die beiden Orchestermusikerinnen Antje Reichert und Christiane Dierk mit beherztem Zugriff und virtuoser Spielfreude absolvierten. Das spürbar sachkundige Publikum honorierte die mehr als respektable Interpretation der beiden Damen - sozusagen mitten aus einer anstrengenden Orchesterleistung heraus – mit herzlichem Applaus.

Abschluss und Höhepunkt des Konzerts war die Kantate BWV 131 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ von Johann Sebastian Bach. Nach der wuchtigen Eingangsstrophe beschert uns der Meister einen expressiven Satz, in dem eine hochvirtuose, von der Solo-Oboe sozusagen „umrankte“ Bass-Arie (ausgezeichnet der junge Michael Roman) mit dem vierstimmigen Chorsatz verschränkt ist.

Im nächsten Satz ereignete sich dann ein Zwischenfall, den man so in Friedrichsfeld noch nie erlebt hat. Hier singt der Tenor, vom Continuo begleitet, eine kunstreiche Arie, zu der die Altistinnen einen Cantus firmus beisteuern. Der 27jährige chinesische Tenor Hang Su entstammt der Talentschmiede Rudolf Piernay an der Mannheimer Musikhochschule und hat es immerhin in den Wiener Opernchor geschafft. Er sang zwar seine Partie mit Schmelz und Höhenglanz, verschwendete leider aber keinen Blick an die bedauernswerte Dirigentin.

Als der Unerfahrene einmal zu früh einsetzte und in gefährliche Schräglage zur begleitenden Altstimme kam, musste Claudia Schwabe abbrechen, was so ziemlich jeder außer dem Sänger merkte. Nachdem die cool und professionell reagierende Dirigentin mit einer zugerufenen Taktzahl den Neubeginn startete, kam die schöne Kantate notengetreu zur Schlussfermate.

Den beziehungsreichen Luther-Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ gab’s dann noch als Dank für lang anhaltenden Beifall.
Waltraud Brunst

12.11.2017
 

 

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